Brotfrucht, Brotfruchtbaum (Breadfruit) Artocarpus altilis

Brotfrucht

Die Geschichte der Bounty ist untrennbar mit der Geschichte der Brotfrucht verbunden…
Der Brotfruchtbaum gehört zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae), diese können bis zu 25 m hoch werden und eine Vielzahl von kleinen, gelblichen bis bräunlichen Blüten tragen. Die Früchte haben eine warzige, rauhe anfangs grünliche und mit zunehmender Reife gelbliche bis bräunliche Schale und – ausgenommen die wildwachsenden Formen – wenige bis keine Samen.
Die kugel- oder eiförmigen Früchte haben eine Länge von 9 – 45 cm, einen Durchmesser von 5 – 30 cm und ein Gewicht von 300 – 3000 g. Brotfrüchte werden bei zunehmender Reife sehr weich, haben eine dünne, essbare Schale und ein weißliches bis gelbliches, cremiges Fruchtfleisch, das nach Brot oder gerösteten Kartoffeln schmeckt.

Und mit der Brotfrucht fing alles an!

Brotfrüchte stammen aus der Südsee und wurden von den polynesischen Bewohnern auf ihren ausgedehnten Seereisen im gesamten pazifischen Raum bis nach Hawaii verbreitet. Am Anfang des 17. Jahrhunderts gelangten durch europäische Seefahrer erstmals Beschreibungen der Brotfrucht von Tahiti nach Europa.
In der damaligen Zeit herrschte zwischen Nordamerika (Philadelphia, New York und den anderen Küstenhäfen der heutigen USA) ein reger Handelsaustausch mit den englischen Kolonien in Westindien (Jamaika, Barbados u.a.). Die Engländer exportierten vor allem Zuckerrohr und Rum im Tausch gegen Getreide und Mehl. Brot war ein Hauptnahrungsmittel der Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen. Aufgrund der Wirren der Unabhängigkeitskriege zwischen Nord- und Südstaaten waren die Getreidelieferungen in die Karibik ausgeblieben. Mehrere verheerende Wirbelstürme und langanhaltende Dürreperioden hatten die Ernten zerstört und taten ihr übriges. Insbesondere auf Jamaika kam es zwischen 1780 und 1786 zu mehreren großen Hungersnöten, bei denen Tausende Sklaven auf den englischen Zuckerrohrplantagen starben. Die Plantagenbesitzer suchten deshalb nach einem Ausweg aus der Nahrungsmittelknappheit und einer alternativen Nahrungsgrundlage für ihre Sklaven. Dabei sollte das Essen für die Sklaven billig und nahrhaft und vor Ort wachsen und damit jederzeit verfügbar sein.
Den Plantagenbesitzern war das Gerücht von einer wundersamen Pflanze aus der Südsee zu Ohren gekommen, der Brotfrucht. Schon wenige Brotfruchtbäume sollten genügen, eine Familie das ganze Jahr zu ernähren. Vom Brotfruchtbaum erhofften sich die Pflanzer die Lösung ihres Problems und einen gleichwertigen Ersatz für das Brot. Deshalb versprachen sie demjenigen Kapitän eine hohe Belohnung, der diese Pflanze mit seinem Schiff auf ihre Insel bringen würde. Weil ihre Bemühungen jedoch erfolglos blieben, ersuchten die Plantagenbesitzer schließlich den englischen König George III um Unterstützung. Sie baten ihn um die Erlaubnis, für die Ernährung der Sklaven auf ihren Plantagen samenlose Brotfruchtbäume importieren zu dürfen. Der König Georg III beauftragte Sir Joseph Banks (1743 – 1820), einen namhaften Naturwissenschaftler und Botaniker, der damals zugleich Vorsitzender der 1660 gegründeten ehrenwerten Königlichen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (Royal Society) war, eine Expedition auszustatten und in die Südsee zu entsenden, um die Brotfrucht von Tahiti nach Jamaika und Barbados (Westindien) zu bringen. Damit war praktisch der erste kommerzielle Regierungsauftrag an die britische Admiralität ergangen, der nichts mit der Entdeckung und Eroberung fremder Länder für das britische Empire zu tun hatte.

Verbreitung der Brotfrucht

Von Jamaika aus verbreitete sich später die Brotfrucht auf die anderen westindischen Inseln sowie nach Mittelamerika.
Für die Brotfrucht-Expedition wurde nach einem geeigneten Schiff gesucht. Schließlich wurde die „Bethia“, ein ehemaliger Kohletransporter, am 26. Mai 1787 für 1.950 Pfund Sterling erworben.
Am 8. Juni 1787 wurde die “Bethia” in „Bounty“ umbenannt. Damit verdankt die Bounty auch ihren Namen der Brotfrucht. Denn im englischen Sprachgebrauch wird der Begriff ‚bounty’ als Synonym für Freigiebigkeit, Güte, Wohltat, Spende, Prämie, Belohnung verwendet (siehe Langenscheidts Taschenwörterbuch). Der Name „Bounty“ ist somit eine Anlehnung an die Brotfrucht-Mission und Ausdruck des Dankes für die vermeintliche „Fürsorge“ und „Wohltat“ des englischen Königs gegenüber seinen Untertanen.
Bevor die Bounty in See stechen konnte, musste sie noch für die Reise in die Südsee und den Transport der Brotfruchtbäume umgerüstet werden. Das Schiff wurde regelrecht in ein schwimmendes Treibhaus verwandelt. Die größten Kabinen, d.h. die Kapitänskajüte und einige Mannschaftsunterkünfte im Zwischendeck mussten den Brotfruchtpflanzen weichen und wurden für die Aufnahme der speziellen Transportgestelle für die Pflanztöpfe und -kübel umgebaut. Dadurch mussten sich z.B. im Zwischendeck der Bounty 33 Mann einen gemeinsamen Decksraum in den Maßen 22 Fuß x 36 Fuß (6,70 m x 11,0 m) teilen. Hier schliefen sie, kochten und verbrachten ihre Freiwache, denn auch auf Deck war der sonst dafür vorgesehene freie Platz zwischen Vor- und Hauptmast durch die 3 dort gelagerten Beiboote (23, 20, 16 Fuß) belegt und stand der Besatzung für die „Freizeit“ dadurch nicht zur Verfügung.
Die Kabinen wurden für die empfindlichen Brotfruchtpflanzen mit Oberlichtern sowie einem ausgeklügeltes Bewässerungs- und Belüftungssystem versehen, die für optimale Transportbedingungen der Pflanzen unter Deck sorgten.

Herkunft und Verfügbarkeit

Brotfruchtbäume blühen und tragen häufig das ganze Jahr über Früchte, dementsprechend gibt es auch das ganze Jahr über kleinere Angebote. Auf der Insel Pitcairn erlaubt das feucht-warme Klima in der Regel zwei Ernten im Jahr. Da die Bäume sehr hoch sind und sich nicht erklettern lassen, werden auf der Insel die Brotfrüchte einfach mit dem Gewehr abgeschossen.

Inhaltsstoffe

Die Brotfrucht enthält viel Stärke und ist reich an Ballaststoffen. 100 g (reife) Brotfrucht weisen einen Brennwert von etwa 440 kJoule auf und enthalten etwa 68 g Wasser, 1,3 g Eiweiß, 0,3 g Fett, 27,8 g Kohlehydrate und 1,5 g Ballaststoffe. Daneben enthält die Brotfrucht 21 mg Vitamin C.

Zubereitung und Tipps

In ihren Anbaugebieten werden die noch nicht voll ausgereiften Brotfrüchte meist als Gemüse gegessen. Die Zubereitung als Salat, Suppe oder Gemüsebeilage ist sehr variantenreich. Brotfrüchte werden als Ganzes im Ofen oder über dem offenen Feuer gebacken und ähnlich wie bei uns die Kartoffeln verwendet: gegrillt, frittiert, geröstet (Chips), gekocht oder zu Püree verarbeitet. Das Fruchtfleisch kann aber auch getrocknet, zerrieben bzw. gemahlen werden und findet als Brotfruchtmehl bei der Zubereitung anderer Mehl- u. Teigspeisen Verwendung.
Die reifen Früchte schmecken süßlich und werden häufig auch im Ganzen gekocht und mit Butter, Salz und Pfeffer verzehrt (ähnlich wie z.B. Maiskolben)

Ironie der Geschichte

Durch die Meuterei auf der Bounty wurde Käpt’n Bligh zwar an der Erfüllung seiner ersten Brotfruchtmission gehindert, die 1.015 eingetopften Brotfruchtsetzlinge wurden von den Meuterern kurzerhand ins Meer geworfen, doch gelang es ihm nach seiner Rückkehr, später erneut das Kommando für eine zweite “Brotfruchtreise” zu erhalten, die er von 1791 bis 1793 als Kapitän der HMS Providence befehligte. Am 5. März 1793 lief er von Tahiti kommend mit der HMS Providence und 2.126 Brotfruchtpflanzen, die in 1.151 Behältnissen (777 große Pflanztöpfe, 313 kleine Pflanztöpfe, 35 Wannen und 26 Kästen) verstaut waren, in den Hafen von Port Royal in Jamaika ein. Die Ironie der Geschichte: die Sklaven auf den englischen Besitzungen haben ihm das nie gedankt. Die Brotfrucht wurde von ihnen als “neues” Grund- und Hauptnahrungsmittel abgelehnt.

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